Hey everyone, this is the first German poem on this blog. Many of you might not know that I'm from Germany. I'm not particularly patriotic, but I find the German language offers an incredibly rich vocabulary and range of synonyms that's especially useful for poetry – particularly when you want to convey deeper psychological messages. So here we go. I'll provide a translation as well.
Wintersehnsucht
Das heiße Sonnenlicht entflieht dem Land,
heißer Tee und Wein erwärmen meine Hand.
Kalt liegt Eis auf Bank und Weg,
doch mein Herz geht still einen anderen Steg.
Nicht nach Wärme sucht mein müder Blick –
die Kälte zieht mich zu sich, Stück für Stück.
Ein Schatten, den der Winter mir gebracht,
bewohnt noch immer meine Nacht.
Die Fenster frieren zu mit weißem Reif,
ich zeichne Muster, zart und steif.
Kein Name — nur ein Linienlauf, so blind,
er schmilzt dahin, wie ich mich neu besinn’.
Wir teilten Stille, Frost und Zeit,
zwei Fremde in der Einsamkeit.
Nun geh ich durch den Schnee allein,
die Spuren werden meine sein.
Ich kam nach Haus — und muss schon weiter geh’n,
die Freunde, dieses Land — ich werd sie wiederseh’n.
Doch Kälte nistet tief in meinem Sinn,
verwischt die letzten Konturen von ihm hin.
Die Straßen schweigen unter weißer Last,
wo einst zwei Schatten waren, geh’ ich als Gast.
Der Winter kennt kein Gestern mehr,
macht alles leer und vieles schwer.
Der Mann, den ich einst kannte, ist nicht mehr –
die Zeit macht aus Vertrautem etwas fremd und schwer.
Doch wenn der Frost die alten Fenster malt,
erscheint sein Umriss wieder, blass und kalt.
So bleibt mir nur die Winterkält’ als treuer Freund,
die mich an das erinnert, was einst vereint.
Und jedes Jahr, wenn Eis die Welt verhüllt,
wird still die alte Leere neu erfüllt.
Wintersehnsucht
